Offener Brief

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,

sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister,

mit großer Freude haben wir die Lockerungen für das Training von Sportvereinen aufgenommen. Nach 8 langen trainingsfreien Wochen haben wir sofort ein Konzept entwickelt, wie wir unseren Vereinsmitgliedern ein Training anbieten können. Aufgrund der Maximalanzahl von 7 Sportlern und einem Trainer mussten wir bei unserem relativ kleinen Verein insgesamt 30 (!) Trainingsgruppen zusammenstellen.

Bei der Planung haben wir als Judoverein natürlich entschieden, dass wir unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln kein normales Judotraining anbieten können. Dennoch waren wir froh, dass wir zumindest im Freien ein Athletik-, Kraft- und Ausdauertraining durchführen können.

Wir wollten nun am Montag, den 18.5. mit den ersten Gruppen in einer nahegelegenen Grünanlage starten. Nachdem wir heute vom Bezirksamt nochmals eine E-Mail mit der Verordnung zur Lockerung der Corona-Maßnahmen erhalten haben, mussten wir feststellen, dass das Training ausschließlich auf zugelassenen Sportanlagen stattfinden darf. Nach einem kurzen Anruf beim Bezirksamt mussten wir dann auch zur Kenntnis nehmen, dass es keine Chance auf eine Zuweisung einer Sportstätte gibt, da alle Anlagen im Bezirk belegt sind.

Nach einer ersten Euphorie kommt nun wieder Frustration. Wir haben folgende Fragen, auf die wir Antworten erwarten oder Lösungen erhoffen.

  1. Warum ist ein Training auf einer Grünfläche nicht möglich? Was ist der Unterschied zu einer Sportanlage? Für uns wäre ein Trainingsneustart auf einer öffentlichen Wiese eine vollkommen akzeptable erste Lösung.
  2. Alle Sportarten, die im Normalfall in der Halle stattfinden, sind dadurch in einem massiven Nachteil gegenüber allen Freiluftsportarten! Wie sollen wir unseren Sportlern erklären, dass Fußballer und Leichtathleten trainieren dürfen und wir nicht?
  3. Warum kann in einer großen Sporthalle kein Training angeboten werden, worin liegt der Unterschied zur Öffnung von Einkaufsläden? Abstand ist in einer Sporthalle (durch Fenster und große Türen wäre eine entsprechende Durchlüftung möglich) bei max. 7 Sportlern noch viel einfacher möglich (wahrscheinlich wären sogar 2 Gruppen aufgrund der großen Fläche darstellbar).

Uns ist durchaus bewusst, dass wir alle einen Beitrag zur Eindämmung des Virus leisten müssen, dennoch wünschen wir uns etwas mehr Gehör für alle Sportarten abseits des Mainstreams. Alle unsere Sportler und Verantwortlichen fiebern der Neuaufnahme des Trainings entgegen. Für die Kinder und Jugendlichen ist das ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität.

Wir hoffen auf ein sinnvolles Einlenken aller Verantwortlichen!

Der Vorstand des Judo-Club ´03 Berlin e.V.